WLAN im Klinikumfeld – mehr als „nice to have“!

Andreas Helling Systems Engineer Veröffentlicht 25. April 2024

Egal, ob als Mitarbeiter, Patient oder Besucher – wir alle kennen Krankenhäuser. Man stelle sich einmal vor, die behandelnden Ärzte kommen zur täglichen Visite mit Tablet und Visitenwagen: Die besprochenen Punkte werden sofort in das elektronische Patientensystem übertragen, die aktuellen Befunde sind über das Tablett eingegeben und Daten aus Monitorsystemen oder Untersuchungsergebnissen können einfach und in Echtzeit eingesehen und analysiert werden. Anschließend geht das Visite-Team zu den nächsten Patienten weiter – ganz ohne die Papierakte des Patienten suchen, oder die Patientendaten handschriftlich in diese Akte übertragen zu müssen. So kann die moderne Visite ablaufen.

Die Praxis macht die moderne Technik wirkungslos

Da wir in keiner perfekten Welt leben und im Gesundheitsbereich die Digitalisierung noch weiter fortschreiten muss, sind Pflegekräfte und Ärzte – aber auch Patienten und Besucher – mit vielen Hürden konfrontiert. Komplikationen können nicht nur bei einer OP auftreten. Auch im kleinen Rahmen führen Unregelmäßigkeiten und Ineffizienz zu erheblichen Problemen. Die Einbindung moderner Geräte und Medizintechnik scheitert oft an der nicht angemessenen Infrastruktur.

Im Jahr 2017 verwendeten laut einer Studie von YouGov 74 % der Klinikärzte bei der Visite handschriftliche Notizen, 22 % sogar noch analoge Diktiergeräte mit Kassetten. Hier eine fehlerfreie Übertragung der Daten in die elektronische Patientenakte zu gewährleisten, ist schwierig. Die erste Fehlerquelle besteht in der Dokumentation des Arztes während der Visite, beispielsweise beim Übertragen der Messwerte eines Monitors. Ein „Zahlendreher“ oder eine andere Ungenauigkeit kann problematisch sein. Im Anschluss an die Visite überträgt meist eine Pflegekraft die Daten in das elektronische System. Wir erinnern uns: mit modernen Visitenwagen wäre es möglich, im Patientenzimmer Daten umgehend digital zu erfassen. Leider ist das in vielen Fällen nicht möglich, da die Netzwerkverbindung unzureichend ist. Daher die handschriftlichen Aufzeichnungen – menschliche Fehler sind hier vorprogrammiert. Ganz zu schweigen von der Zeit, die von den medizinischen Fachkräften bei den Patienten besser genutzt werden könnte. Viele Mitarbeiter im Krankenhaus fragen sich, wie ihre Abläufe effizienter und ressourcenschonender organisiert werden können.

Wie kann diese Netzwerkproblematik aufgelöst werden?

Die Netzwerkinfrastruktur einer Krankenhausumgebung unterscheidet sich stark von einer Büroumgebung. Anders als die Büroumgebung ist der Großteil des Krankenhauses ein öffentlicher Raum. Das bedeutet eine Vielzahl von Patienten, Mitarbeitern, Besuchern und anderen Nutzern bewegt sich jeden Tag in der Einrichtung und nutzt das Netzwerk. Auch muss die Zuverlässigkeit und Sicherheit des Netzwerks in Gesundheitseinrichtungen noch mehr im Fokus stehen als in Unternehmensumgebungen. Im Gesundheitswesen kann die Verfügbarkeit von Applikationen für Patienten überlebenswichtig sein. Außerdem gibt es eine Vielzahl an Diensten und Applikationen mit unterschiedlichen Anforderungen an das Netzwerk. Im Bereich der Sicherheit der Patientendaten sind verschiedenste Zertifizierungen und Regularien einzuhalten. Eine zuverlässige und sichere Netzwerkinfrastruktur zu gewährleisten kann also komplex sein – muss es aber nicht!

Wer jetzt noch auf die Idee kommt, dass WLAN in Gesundheitseinrichtungen ein vernachlässigbarer Punkt ist und allenfalls für die „Bespaßung“ wichtiger Patienten eine Rolle spielt, dem sei gesagt: Das Patienten-Entertainment stellt nur einen Bruchteil der Anforderungen an die Netzwerkinfrastruktur dar. Vielmehr geht es um mobile Medizintechnik, um die Überwachung der Vitaldaten von Patienten, den Datenfluss von mobilen Monitorsystemen ins KIS (Krankenhausinformationssystem) – und allem voran um die moderne digitale Visite. Ein sicherer Zugriff auf das KIS verschafft eine enorme Zeitersparnis durch effizientere Arbeitsprozesse und kann Eingabe- und Übertragungsfehler durch Vernetzung und sinnvolle Schnittstellen verhindern. Außerdem profitieren viele Dienste – auch externe Dienstleister – von einem performanten Netzwerk. Egal ob Alarmsysteme, Gebäudemanagement, Asset Tracking oder Catering: Viele Dienste benötigen eine flächendeckende, von anderen (medizintechnischen) Diensten getrennte, Netzwerkinfrastruktur, um zuverlässig zu arbeiten.

Auch das Patienten-Entertainment ist nicht unerheblich für die Reputation von Gesundheitseinrichtungen. Krankenhäuser sind wirtschaftliche Unternehmen und Patienten können sich für eine Einrichtung entschieden, in der z. B. die Nutzung des Internets gegeben ist. Der Patient fragt sich heute: Kann ich meine Lieblingsserie im TV auch vom Krankenhausbett aus verfolgen oder die Mediatheken und Streaming-Dienste nutzen? Kann ich meine E-Mails bearbeiten oder über die sozialen Medien Kontakt zu Familie und Freunden halten? Kann ich meine eigenen Geräte – egal ob Laptop, Tablet oder Smartphone – mitbringen und einfach nutzen, ohne z. B. mein Zimmer verlassen zu müssen? Am besten und einfachsten können diese Anforderungen natürlich erfüllt werden, wenn BYOD (Bring-Your-Own-Device) ermöglicht wird und ein schneller und einfacher Zugang zum Netzwerk besteht.

Endsystem- und Gerätevielfalt im Netzwerk durch IoT-Geräte und BYOD

In einem Krankenhaus herrscht eine große Endsystemvielfalt: mobile Ultraschall- und Röntgengeräte oder CTGs, Vitaldatenmonitoring, Zugangskontrolle, Alarmsysteme und Gebäudesicherheit, Zufahrtssteuerung, Videoüberwachung, mobile Disposition von Krankentransporten sowie Patientensysteme und -logistik sind nur einige Beispiele. Auch IoT-Geräte sind aus einem modernen Krankenhaus nicht mehr wegzudenken. Sie sind ins Netzwerk eingebunden, kommunizieren miteinander und können durch unkontrollierte Einbindung und eine nicht überwachte Umgebung ein Sicherheitsrisiko und Einfallstor für Hacker darstellen.

Das Problem dieser Sicherheitsrisiken liegt u. a. an einer fehlenden Segmentierung: Eine Schätzung von Gartner zufolge sind nur 5 % aller im Netzwerk implementierten Geräte segmentiert. Auch geben 61 % der IT-Administratoren an, dass sie nicht sicher sind, jedes mit ihrem Netzwerk verbundene Endgerät zu kennen. Laut Unit 42 laufen 83 % der medizinischen Bildgeber unter veralteter Software.  Die Krankenhaus-IT ist zum beliebten Ziel für Cyberkriminalität geworden – 64 % der befragten Krankenhäuser in Deutschland wurden bereits Opfer eines Hackerangriffs, so die Roland Berger Krankenhausstudie 2017.

Die Sicherheit geht vor

Wie kann das Netzwerk und damit die Nutzung von IoT-Geräten sicherer werden? Ein strukturierter und flexibler Aufbau der IT-Infrastruktur ist der Schlüssel. Abgesehen von Zugriffskontrollen sind insbesondere die gezielte Microsegmentierung von Bereichen und Diensten sowie Erkennung, Profiling und Management von Endgeräten unerlässlich. Die Automatisierung von Prozessen ermöglicht ein umfassendes und ressourcenschonendes Management und Monitoring des Netzwerks. Nur so kann die Digitalisierung im Gesundheitswesen weiterhin – und vor allem erfolgreich – fortgesetzt werden und Ärzte, Pflegekräfte und andere Mitarbeiter in Gesundheitseinrichtungen, sowie Patienten und Besucher können zufriedenstellend und zuverlässig die modernen Möglichkeiten nutzen.

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